07Januar
2020

Taekwondo

Heute Morgen sitzt meine Lehrerin allein im Klassenzimmer, doch eine Tasche, die nicht ihr gehört, liegt bereits da. Ah, sie gehört der Mitschülerin, die aber gerade noch unterwegs ist, um etwas zu trinken zu kaufen. Ich packe mal meine Sachen aus und wiederhole ein paar Vokabeln.

 

Meine andere Mitschülerin kommt mit einem Becher Kaffee, die einkaufende kurz darauf mit einem großen Becher mit einem dickem Strohhalm drin. Das weist schon ganz klar auf ein Teegetränk mit Perlen drin hin. Meine Lehrerin meint, Chinesen mögen das. Die Koreanerin meint, das sei in China viel billiger als in Korea und auf dem Unicampus ganz besonders billig. Die Lehrerin meint, so billig wie auf dem Campus sei es im Café aber nicht. Die andere Mitschülerin meint, die Perlen seien nicht elastisch sondern eklig. Dann meint die Lehrerin noch, die Mitschülerin solle nicht so viel davon trinken, denn da sei so viel Zucker drin und das mache dick. Das ist wohl eher der versteckte Hinweis darauf, dass sie mal abnehmen soll. Sie zieht etwas verlegen an ihrem Strohhalm und schaut mit großen Augen durch die Gegend.

 

Ich frage nach den Taekwondostudios. Die sieht man praktisch in jedem größeren Einkufszentrum. Ob das gerade in China in sei? Meine Lehrerin meint, ja, aber nur für Kinder. Ihr kleiner Bruder habe das auch mal gemacht. Das sei auch alles viel einfacher als chinesischer Kampfsport, den müsse man ja jeden Tag üben. Am besten gar mehrere Stunden. Für Taekwondo käme man mit weitaus weniger aus. Schon einmal in der Woche trainieren sei auch genug. Ihr kleiner Bruder habe in drei Monaten drei Gürtel geschafft.

 

Lustigerweise kommen wir im Konversationskurs dann auch wieder auf chinesischen Kampfsport zu sprechen. Meine (andere) Lehrerin meint, sie habe mal einen Schüler gehabt, der sei ganz erstaunt gewesen festzustellen, dass nicht alle Chinesen Meister im Kampfsport seien. Mein Mitschüler meint, die Filme seien schuld, dass so ein Eindruck entsteht. Meine Lehrerin meint, eigentlich lerne das niemand mehr. Nur ein paar Alte machten noch Taijiquan.

 

Abends mache ich einen kleinen Spaziergang, oder Spazierrutsch, durch die Nachbarschaft. In einem wohl nicht mehr für den Straßenverkehr genutzten Tunnel spielen ein paar Leute Ball. Einer übt irgendwas mit einer Peitsche. Es knallt auf jeden Fall ziemlich laut.

 

Danach gehe ich essen. Heute gibt es Gemüse aus einer gusseisernen Pfanne. Erst befürchte ich, unfreiwillig an Bittergurke geraten zu sein, doch das stellt sich dann doch als Zucchiniart heraus. Viel Auswahl hatte das Schnellrestaurant nicht zu bieten. Auf meine Frage nach vegetarisch gab es nur das oder das Omelett mit Würstchen. Ähm, nein.