06Januar
2020

acht acht acht

Ich bin wieder gegen halb sieben wach und nutze den Morgen für ein bisschen Bewegung und Kaffee, bevor ich vorbei an den Baozi zum Unterricht gehe. Es ist echt warm. Nur einstellige Minusgrade. Ich habe den Eindruck, eine Jacke zu viel zu tragen. Der Unterricht beginnt mit mir und der Lehrerin allein. Wir witzeln, dass die Mitschülerin bestimmt noch bei McDonald‘s in der Schlange stände, und auf ihren Kaffee warte. Zwei Minuten später geht die Tür auf und sie kommt mit Kaffeebecher in der Hand hinein. Das Diktat fällt heute tatsächlich aus. Zu zweit geht es verdammt flott voran.

 

Im Konversationskurs zeige ich der Lehrerin ein Bild von einer Massenhochzeit in Harbin, die wohl anlässlich des Eisfestivals stattgefunden hat. Schön kitschig. Sie kennt das aber nicht. Sie nutzt aber gleich die Gelegenheit, um sich über Hochzeitsbilder auszulassen, die man in China meist mehrere Wochen oder Monate vor der eigentlichen Hochzeitsfeier anfertigen lässt. Hat was von Kostümparty. Man zieht allerlei vom Fotostudio verliehene Kleidungsstücke an, blinzelt verliebt in die Kamera, oder auch daran vorbei, und hinterher legen die ordentlich den Weichzeichner über das Drama. Fertig ist der Traum in pastell. Ihr Hochzeitsalbum lagert sie unter dem Bett. Sie hat es nie wieder angesehen. Und um es irgendwo anders hinzustellen, sei es zu dick. Mein Mitschüler meint, man könne es im Notfall nutzen, um ein zu kurzes Tischbein abzustützen.

 

Nach dem Unterricht gehe ich nach Hause zurück und mache mich an die Hausaufgaben. Abends ziehe ich noch einmal zu dem Restaurant, in dem ich am Samstag bereits war. Ich werde mit „Und was isst du heute so?“ begrüßt und schaue mir erst einmal die Karte an. Letztlich bestelle ich ein Nudel- und Gemüsegericht sowie einen Teller mit Sprossen. Ersteres bitte ohne Fleisch. Der Kellner kommt zwei Minuten nach meiner Bestellung aus der Küche zurück und will wissen, ob ich auch keinen Knoblauch will? Hm, wie manche Buddhisten. Ich nehme den Knoblauch.

 

 

Auf dem Weg nach Hause gehe ich dann noch schnell im Yolo-Supermarkt vorbei. Ich finde den Namen ja immer noch geil. Heute fällt mir zum ersten Mal auf, dass es Cola in der 888ml-Flasche gibt. Ob das die Sonderedition zum Chinesischen Neujahr ist?