11Dezember
2019

Salat

Die Nacht ist schon wieder vor fünf Uhr morgens für mich zu Ende. So langsam nervt mich das etwas. Sechs Uhr ist okay. Das reicht für Hausaufgaben, Kaffee und Bewegung. Früher muss echt nicht sein. Da fühle ich mich in einer Tour verpflichtet extra leise zu sein. Auf dem Weg zum Sprachkurs treffe ich unten im Haus eine der Frauen, die in neongelber Kleidung auf der Straße irgendwelche Arbeiten verrichten. Was sie draußen macht weiß ich nicht, sie macht zumindest im etwas Wärmeren Pause. Letzte Woche stand sie morgens schon einmal da.

 

Nach Unterrichtsschluss gehe ich wieder direkt zur Markthalle. Ich muss mich unbedingt noch durch das ganze Angebot der kalten Gerichte probieren, die am Tofustand verkauft werden. Nur Tofusalat gibt‘s da nicht, den gibt‘s nämlich am Nudelstand. Heute kaufe ich ein Gericht aus eingelegtem Rettich und sauren Gurken, sowie eines aus Minikartoffeln in Soße. Erst dachte ich ja es seien Wachteleier, dann vielleicht doch Pilze und dann habe ich mal gefragt. Die Soße ist wahnsinnig salzig. Die bleibt mir fast im Halse stecken, nachdem ich den Reflex, die Kartoffel gleich wieder auszuspucken, unterdrückt habe. Mit irgendwas dazu sollte es gehen.

 

Nach zu viel Mittagessen schnüre ich Laufschuhe. Der Muskelkater vom Wochenende ist inzwischen fast Geschichte. Es hat elf Grad unter Null. Ich bin eine gute halbe Stunde unterwegs, so wie ich mir das auch vorgenommen hatte. Eigentlich finde ich es gar nicht so kalt. Es zieht etwas an den Ohren. Und meine Handschuhe sind zum Laufen immer noch viel zu warm, aber ohne ist es auf längere Sicht zu kalt. Auf meiner Runde komme ich an einen zugefrorenen Fluss oder Kanal vorbei. Und an einem Fitnessgerätegelände. Aber Eisenstangen sind im Winter ganz schön kalt, denke ich mir, und so laufe ich lieber schnell weiter. Auf dem Sportplatz ist heute tatsächlich etwas los. Auf zwei kleinen zugefrorenen Feldern spielen jeweils zwei Teams Fußball. In Winterjacke und Schal. Und mit so schicken bunten Leibchen drüber. Am anderen Ende des Geländes haben in dicke Mäntel eingepackte Männer, die Fellmützen tragen, Eisblöcke rund um einen kleinen Kreisverkehr platziert. Vermutlich wird die Bearbeitung bald beginnen.

 

Abends probiere ich meine Jiaozi sowie die eingelegten Gurken. Sie sind der Länge nach geschnitten, sprich ein Gurkenstreifen ist gut 20cm lang, dafür aber nur einen oder zwei breit. Und das Zeug ist echt scharf und salzig. Für morgen ist Sonnenschein angesagt. Da werde ich nachmittags mal mit dem Foto losziehen.