16Dezember
2019

Es hat geschneit!

Heute stehe ich erst um sechs Uhr auf. Was daran liegen dürfte, dass ich auch erst recht spät im Bett war. Ich trinke einen Kaffee, eine warme Sojamilch und einen Smoothie aus immer noch viel zu unreifer Banane und der Kiwipampe, dann geht‘s los zum Unterricht. Wir beginnen zu zweit und sind nach einer halben Stunde dann zu fünft. Die Lektionsthemen handeln von zwischenmenschlichen Beziehungen und Prioritäten im Leben. Ich werde so langsam spießig und würde gern „Pünktlichkeit“ mit auf die Liste setzen.

 

Und wir diskutieren über den (fiktiven) Typ, dessen Studentenleben aus Wohnheim (in China teilt man sich allerdings das Zimmer), Mensa, und Hörsaal besteht, und dessen Sozialleben sozusagen inexistent ist. Nicht mal in die Bibliothek geht der Typ! Im Arbeitsleben muss er das dann ändern und mit anderen kommunizieren. Hach, welch positives Beispiel! Für Chef und BIP ein Wandel der Lebensgewohnheiten und Charakterzüge. Dafür gibt es sogar eine Beförderung. Immerhin erspart mir das Buch weitere Lobhudeleien über sein Verhalten.

 

Ich gehe kurz in der Markthalle vorbei. Am Tofustand gib‘s auch süß eingelegte Gurken. Ich freue mich und kaufe etwas davon. Leider ist da irgendwas Ekliges dran, schmeckt nach Süßsstofftabletten. Zum Mittagessen mache ich mir die restlichen Nudeln mit Gemüse warm. Und entsorge den Kiwipampenrest. Danach schlafe ich erst einmal ein. Und während ich den halben Nachmittag verschlafe, mit Hausaufgaben und ein bisschen Sport (ich habe immerhin knapp 2,5m x 3m freigeräumt bekommen) verbringe, fällt draußen, von mir fast unbemerkt, wieder Schnee.

 

Abends mache ich einen Spaziergang über das Unigelände. Es ist merklich ruhiger, gedämpfter, langsamer. Ich will mir die Eisskulpturen ansehen und ein paar Fotos schießen. Entlang der Fußgängerzone sind Eisblöcke aufgestellt und bunt beleuchtet. Am Rand gibt es Rutschen aus Eis. Ein paar Kinder spielen dort. Andere werden von ihren Eltern in kleinen Bobs über die Straßen gezogen. Am Kreisverkehr ist eine Miniatur der Chinesischen Mauer entstanden. Davor tanzt heute Abend eine Frau zu Musik, die an Panflötenspieler aus der Fußgängerzone erinnert. Nur etwas chinesischer.

 

Auf dem dritten Bild wünscht sich China, auf dem Hochhaus im Hintergrund umlaufend, alles Gute zum 70. Geburtstag.

 

Vor dem Campusgelände stehen kleine Verkaufswagen, die Essen anbieten. Ein Mininachtmarkt. An einem gibt es so eine Art gefüllte Fladenbrote. Chinesischer Döner. Ich bestelle eines mit Gemüse und Tofuhaut. Und bitte ohne Ei! Vermutlich deshalb hackt die gute Frau dann, schneller als ich ich irgendwas sagen kann, noch ein Würstchen mit dazu. Auf meine Beschwerde hin puhlt sie das Würstchengehäcksel wieder aus der Tofuhaut, mischt das Ganze mit etwas Bratensaft aus dem Fleischtopf, lässt das Gemüse weg und gibt mir das. Ok, auch ausbaufähig. Da muss ich wohl deutlich deutlicher sein. Das Brot ist aber gut. Ich kaufe ihr einfach welches ohne Füllung ab, beschließe ich für‘s nächste Mal.

 

 

 

Inzwischen liegen gut zehn Zentimeter Schnee. So müssen die Fußgänger nun nicht nur mit den Autos, sondern auch mit den Schneehaufen die Gehwege teilen. Zeit, nach Hause zurückzukehren.