31Dezember
2019

Einen guten Beschluss!

Gestern konnte ich nicht einschlafen. Das ist eher neu. Nachts wach werden oder früh aufwachen war bisher eher üblich. Ich stehe vergleichsweise spät auf und mache mir einen Kaffee. Inzwischen kratzt mir auch der Hals. Na toll. Und verspannt bin ich auch noch. Ich packe meinen Kram ein und machen den üblichen Baozieinkauf.

 

Silvester ist hier ein gänzlich unspektakulärer Arbeits- oder Schultag. Ohne Hamsterkäufe, weil man ja morgen verhungern könnte. Morgen sind die Läden allerdings auch nicht zu. Trotzdem wird an der Sprachschule natürlich schon seit Tagen diskutiert, was man heute Abend unternehmen könne. Es reicht von schlafen gehen bis sich abschießen. Eines ist sicher: Ersteres dürfte problemlos möglich sein, geböllert wird nicht. Letzteres dürfte auch problemlos möglich sein, Alkohol gibt es fast überall.

 

Meine Lehrerin meint, das westliche Neujahr zu feiern sei irgendwie unnötig, wenn das Frühlingsfest ohnehin ein paar Wochen später sei. Aber über den freien Tag morgen beschwert sie sich dann auch nicht. Sie ist sich nur nicht sicher, ob sie den fehlenden Mitschüler, der seit vorgestern Deutsch lernt, daran erinnern soll, dass er morgen nicht erscheinen muss. Meine andere Mitschülerin erzählt von ihrer neuen Mitbewohnerin. Die sei erst sechzehn und ein Baby. Sie habe gestern gefragt, ob sie auf ihrem Zimmer auch essen dürfe. Immerhin bin ich nicht die einzige, die sich hier gelegentlich wie im Kindergarten fühlt.

 

Als ob das Halskratzen und die laufende Nase nicht schon nervig genug wären, gesellen sich gegen Mittag dann noch Bauchschmerzen mit hinzu. Ich habe so Hunger, gehe nach dem Unterricht schnurstracks zur uigurischen Nudelbude und bestelle einen Teller frischer Nudeln mit Gemüse. Am Tisch neben mir sitzt eine Frau und schaut beim Essen Videos. Mit Ton. Ohne Kopfhörer. Ganz große Klasse!

 

Die Bauchschmerzen verschwinden zwar wenigstens halbwegs mit dem Mittagessen, aber begeistert bin ich nicht. Der Nachmittag ist auch entsprechend. Und ich verkrieche mich noch vor zwanzig Uhr mit einer Kanne Tee im Bett. Alles ruhig, bis auf ein tieffliegendes Flugzeug, das ich aus Gewohnheit dann doch für Geböller halte, weil es so niedrig fliegt und deshalb so hell erscheint, und das gelegentliche Brummen das Handys.