30Dezember
2019

1, 3, 6, 12, 14, 16, 21

Die Woche beginnt mit einem Schlafdefizit, morgendlicher Eile, niesen, weiterhin Muskelkater, keinem Kaffee und dem üblichen Baozikauf. Die Erkältung meines Mitschülers ist etwas besser geworden. Er sammelt nun zwei Stunden lang die benutzten Taschentücher unter seinem Stuhl. Noch besser, als auf dem Tisch, wie es die andere macht. Was man ekliger findet, das eine, das andere, oder sie sich in die Hosentasche zu stecken, ist wohl eine Frage der Kultur, die einen prägte.

 

Es ist ohnehin ganz spannend, wie hier vermeintliche Grenzen verlaufen. Sie verlaufen nur oberflächlich betrachtet zwischen den Lernenden aus dem Osten und dem Westen, sondern eher zwischen denen, die einen erfolgreichen HSK-Test für die Aufnahme oder Fortsetzung eines Studiums in China brauchen und denen, bei denen das nicht der Fall ist. Und die zukünftigen Student*innen sind dann eben vermehrt die Koreaner*innen. Für die ist das Studium in china billiger als in der Heimat. Bei den Russ*innen, die locker mehr als die Hälfte der „Westler“ ausmachen, dürfte die Rate so bei 50:50 liegen. Auch mitunter aus Kostengründen. Oder weil sie Stipendien erhalten. Also strenggenommen auch dann aus Kostengründen. Meine koreanische Mitbewohnerin ist vom Reden im Konversationskurs total genervt. Aber das Prüfungsvokabular büffelt sie fleißig. Dafür schreibt sie sich nichts auf, was nicht dazu gehört.

 

Mein anderer Mitschüler fragt, ob ich ihm ein paar Cartoons zum Deutschlernen empfehlen könnte. Öh, ja, nö. Oder Videos. Ich frage ihn nach seinem Deutschniveau. Er meint, er habe gestern Abend mit dem Lernen angefangen. Alles klar. Vielleicht gibt‘s da was von, nein, nicht ratiopharm, der Deutschen Welle.

 

Mittags kaufe ich neues Gemüse und schaffe es auch gleich erfolgreich, zu viel davon zu essen. Das macht platt und müde und das passt mir so überhaupt gar nicht. Die am Wochenende gekauften violetten Kartoffeln entpuppen sich doch als Süßkartoffeln. Und werden beim Kochen ganz dunkel. Und da vom Mittagessen noch genug für das Abendessen da ist, gibt es den Gemüsetopf von mittags gleich noch einmal. Und auf Herdplattenstufe zwölf haut es die Sicherung raus. Auf sechs nicht. Es gibt 1, 3, 6, 12, 14, 16, 21. Ich weiß nicht warum. Abends sinkt das Thermometer auf minus vierundzwanzig Grad. Das ist schon ganz schön kalt.