14Dezember
2019

Ein ruhiger Samstag

Samstagmorgen, sechs Uhr. Zeit aufzustehen. Die Tür fällt knallend ins Schloss. Meine Mitbewohnerin kommt gerade nach Hause. Man kann die Tür übrigens auch durchaus leise schließen. Die anderen Türen auch. Aber sie ist eben nicht man.

 

Ich stelle fest, dass ich wieder Muskelkater habe. Beidseitig direkt unter dem Rippenbogen. Immer wieder spannend festzustellen, wo der sich überall festsetzen kann. Der ist auch ganz schön unangenehm. Der Samstag wird relativ ruhig und gammelig werden. Ich bin noch recht platt von der Woche.

 

Zum Frühstück gibt‘s eine Schüssel voller Reste aus dem Kühlschrank: Reis, Tofuhaut, Tomaten, Koriander. Später gehe ich einkaufen. Ich brauche ganz dringend ein Maßband und eine größere Häkelnadel. Beides gibt‘s glücklicherweise gleich im Markt nebenan.

 

Am Vormittag mache ich meine Mütze fertig und probiere später etwas Neues aus. Das will so überhaupt nicht so klappen, wie ich das will, und frustriert mich ungemein. Irgendwann lege ich das Wollchaos weg und beschließe, es heute nicht mehr in die Hand zu nehmen.

 

Und ich brauche ein Mittagessen. Da ich wieder viel zu spät losgehe, und meine Laune und meine Entscheidungsfreude indirekt proportional zu meinem Hunger gesunken sind, brauche ich ewig ein Restaurant zu finden, mit dem ich mich zufrieden gebe. Letztlich gibt es Eierfrucht mit Reis und Gurkensalat, der angeblich scharf sein soll. Ist er nicht. Die Soße ist nur rot.

 

Als ich nach Hause zurückkomme, steht Rauch in der Bude. Meine Mitbewohnerin hat versucht zu kochen. Dabei hat sie aber eher die Pfanne abgefackelt, als irgendwas Essbares zustande gebracht. Das wird noch den ganzen Nachmittag, trotz geöffneter Balkontür, vor sich hin stinken. Ich glaube, sie ist dann auch essen gegangen.

 

Mit den letzten Sonnenstrahlen laufe ich gegen fünfzehn Uhr mit neuer Mütze zum Campus hinüber. Auf dem Basketballplatz spielen zwei Studenten einsam Basketball. Heute läuft das nicht so wirklich. Die Mütze ist für die hiesigen Temperaturen zu dünn und mit Kapuze auf dem Kopf läuft es sich nicht gut. Was mich dann weiter nervt. Ich quäle mich eine halbe Stunde und sehne die warme Dusche herbei. Die Arbeit an den Eisblöcken geht übrigens voran. Und in den Bäumen längs der Fußgängerzone werden Lichterketten angebracht.

 

Da die Küche immer noch stinkt und meine Motivation heute Morgen nicht aufgestanden ist, gehe ich abends noch einmal essen. Am Nachbartisch tanzen die kleinen Mädchen auf der Bank. Es gibt einen riesen Teller mit Eierfrucht, Paprika und Kartoffeln und eine Schale Reis. Damit ist auch wieder genug für morgen da.