24Dezember
2019

Ein ganz normaler Dienstag

Das ist nun das zweite Weihnachten, das ich in China verbringe. Beim letzten saß ich im T-Shirt auf dem Balkon, hatte um die zwanzig Grad Außentemperatur, hundertachtzig Grad Meerblick und am vierundzwanzigsten auch Unterricht. Übrigens mit der gleichen Erwartung wie hier auch: da kommt eh keine*r. Hat sich beide Male als unzutreffend erwiesen. Dieses mal habe ich einen hundertachtzig-Grad-Blick auf den Innenhof und auch T-Shirt-Temperaturen. Zumindest innen drin. Und draußen immerhin keine zwanzig Grad unter Null. Und wir waren zu dritt im Unterricht. Also eigentlich fast wie immer. Den Meerblick und den Sand in den Schuhen vermisse ich aber doch ein bisschen, wenn ich so darüber nachdenke.

 

Mittags gehe ich einen Teller Reisnudeln im uigurischen Nudelladen Nummer zwei essen. Als ich so ein Foto von meinem Essen mache, lacht der auf seine Bestellung wartende Essensauslieferer und meint, das würden die Ausländer alle machen. Die Speisen gibt es in diesem Laden in klitzekleinesbisschen scharf, bisschen scharf, mittelscharf und bombenscharf. Ich nehme mittelscharf und muss sagen: ja, das war es tatsächlich. Ich glaube, da war auch ordentlich Pfeffer drin.

 

Im Konversationskurs sind wir heute wieder mächtig vom Lektionsthema abgekommen und hatten es dann irgendwann von Speisen, die man zu bestimmten Festtagen isst. Eigentlich ist das ja auch die weitaus sinnvollere Lernweise einfach über das zu reden, was gerade von Belang und Interesse ist, als zwangsweise davon, was in irgendeinem Buch steht. Zum Frühlingsfest gibt es Jiaozi, zum Drachenbootfest Zongzi, zum Mondfest dann Tangyuan. Ich esse spät abends einen Teller Jiaozi, chinesische Maultäschen. Die gibt‘s glücklicherweise das ganze Jahr.