09Dezember
2019

Bedeckt

Heute ist der Himmel zu ersten Mal nicht blau, die Sonne scheint nicht. Ich bin schon wieder ziemlich früh wach und nutze die mir bleibende Zeit. Auf dem Weg zum Unterricht stelle ich schnell fest, dass nicht nur der Himmel bedeckt, sondern dass auch das Thermometer merklich geklettert ist. Es ist fast warm. Zu warm. Also zumindest im Vergleich zu letzter Woche.

 

Mittags lasse ich die Fleecejacke zu Hause und gehe in einem uigurischen Schnellrestaurant einen Teller voller Nudeln in einer Art Tomatensoße sowie einen Salat aus Tofuhaut und Karotten essen. Das Restaurant ist halal, sie verkaufen keinen Alkohol, doch sie sprechen miteinander chinesisch. Schon wieder riesengroße Portionen. So viel schaffe ich überhaupt nicht. Unter den staunenden Augen der anwesenden Gäste am Nachbartisch packe ich mir kurzerhand die Hälfte davon ein. Die übriggebliebenen Speisen mitzunehmen ist nun nichts Seltsames mehr, seine eigene Box dafür auszupacken hingegen schon. Aber so viele Plastiktüten wie ich jetzt in nur einer Woche gesammelt habe, kommen sonst im Monat nicht zusammen. Da brauche ich nicht auch noch stapelweise Plastikboxen.

 

Das mit dem Müll ist eh so eine Sache. Meine Lehrerin meinte ja, in Harbin gäbe es (noch) keine Mülltrennung. Ich würde ja eher sagen, kein Privathaushalt trennt den Müll, weil das die Müllsammler*innen direkt an den Mülltonnen tun. Von meinem Fenster aus habe ich schon ein paar beobachten können, wie sie die Mülltonnen am gegenüberliegenden Hauseingang durchwühlt haben. Durchaus auch nach Einbruch der Dämmerung unter Zuhilfenahme einer Taschenlampe. Die Müllsammler*innen sammeln dann bestimmte, wertvollere Abfallanteile aus dem ganzen Restmüll heraus. Beispielsweise Plastik, aber auch die Mehrwegglasflaschen, die der Supermarkt hier auch nicht zurück nimmt.

 

Nachmittags kommt Ayi mit einer neuen (alten) Kochplatte. Letzte Woche, bei meinem Einzug hier, hat sie mir ja noch erzählt, sie käme einmal pro Woche um Küche, Bad und Eingangsbereich zu putzen. Sie war noch nie zum Putzen da. Aber sie hat heute den Matsch ihrer Stiefel dagelassen. Zurück zur Kochplatte. Die scheint zu funktionieren. Das wäre dann durchaus ein erster Fortschritt in Sachen Küchenausstattung.