22Dezember
2019

Advent, Advent, kein Lichtlein brennt

Ich habe miserabel geschlafen. Oder die Nacht zugebracht. Das trifft es wahrscheinlich besser. Mein Magen mag das ölige Essen nicht, mein Rücken steht auf Kriegsfuß mit dem Bett (was ein Euphemismus für Holzbrett mit Auflage ist), mein Hals ist trocken dank Heizungsluft und mein Hirn verarbeitet gestern. Doch der Morgen beginnt mit einem Blick auf die abnehmende Mondsichel, die hell über dem Innenhof steht. Immer schön optimistisch bleiben.

 

Viel passiert nicht an diesem Sonntag. Draußen hupen Menschen, wenn sie das Parkplatztor geöffnet haben wollen. Die Wertstoffsammler trommeln laut, wenn sie mit ihren Dreirädern vorfahren. Meine Nachbarn hacken ihr Essen klein und das Kind plärrt. Der Fernseher ist nicht zu hören. Meine Mitbewohnerin chattet. Das hört sich für mich immer so an, als würde sie heulen. Und das ist durch zwei geschlossene Zimmertüren echt lauter, als wenn sie im Unterricht, einen Meter von mir entfernt, etwas vorlesen muss.

 

Es ist schon längst wieder dunkel, als ich mich aufmache, einen Teller Nudeln essen zu gehen. In der Nudelbude sitzt noch eine andere Frau vor Suppe und Smartphone. Sie fragt, wann die Nudelbude zumache. Und bleibt sitzen, als sie ihre Suppe längst aufgegessen hat. Was sie wohl nicht nach Hause zieht? Oder hat sie noch etwas vor?

 

Die Chefin regelt noch ein paar Bestellungen, dann werden die Mülltonnen entleert, die Leuchtreklame ausgeschaltet und sie putzt zusammen mit dem Koch den Laden raus. Ich zahle und packe meine Reste ein. Ich solle doch sitzen bleiben, sie seien ja noch da. Und letztes Mal sei ich ja auch erst um die Uhrzeit gekommen.