18Dezember
2019

Rutschpartie

Kein Neuschnee bedeutet heute auch keine Innenhofschneeschippweckfunktion. Ich bleibe ein bisschen länger liegen und besorge mir dann im Kellerimbiss im Nachbarhaus Baozi, mit Schnittknoblauch bzw. Kohl gefüllte und gedämpfte Teigtaschen. Ich muss kurz warten, denn der eine Dämpfkorb ist noch draußen auf der Straße im Dampf. Der Gehweg ist ohnehin eine einzige Straßenküche, auch bei Minusgraden. Mit vier Baozi im Tütchen ziehe ich ab. Heute ist es noch rutschiger als gestern. Die Kombination aus sauglatt und saumäßigem Fahrstil gefällt mir irgendwie überhaupt nicht.

 

Ich habe gestern eine neue Mütze angeschlagen und ein kleines Problem: ich habe zu wenige Nadeln. Also, denke ich mir, fahre ich halt schnell zum Wollmarkt und kaufe noch welche. Der Bus kommt auch fast zeitgleich mit mir an der Haltestelle an. Perfekt. Leider habe ich die Rechnung ohne den Busfahrer gemacht, denn der lässt uns alle irgendwo aussteigen. Keine Ahnung warum. Zum Glück bin ich die Strecke schon einmal gefahren und weiß wenigstens halbwegs, wo ich hin muss.

 

An der geriatrischen Klinik läuft eine Leuchtreklame. Darmspiegelungen sind für 288 Yuan zu haben. Magenspiegelungen gibt es hier schon für 188. Zum Glück gibt es nicht auch noch einen Werbefilm dazu. Ich frage mich ja, ob diese Art von Werbung tatsächlich irgendjemanden anlockt. Ich rutsche weiter.

 

Nach einer weiteren Viertelstunde Schlitterpartie bin ich dann endlich am Wollmarkt. Innen drin wird gerade der Eingangsbereich gewischt, so kann ich hier gleich weiter über den nassen Steinboden rutschen. Der Verkäufer sucht mir die passenden Nadeln heraus. Er meint, ich könne doch einen Chinesen heiraten. Auf mein Kopfschütteln hin setzt er nach: es gäbe auch gute. Alles klar und danke für diese Information!

 

 

Gut zwei Stunden nach dem Verlassen des Hauses bin ich nun endlich wieder zurück.