23Januar
2020

Schneeballschlacht

Endlich mal wieder gut geschlafen. Heute ist der letzte Schultag für dieses Jahr. Ich will mit Baozi kaufen, doch der Baoziladen hat schon zu, sie machen schon Ferien, und auch bis Februar. Schade. So gehe ich ohne Frühstück zur Sprachschule. Ich bin somit etwas zu früh dran. Es beginnt mit dem üblichen Diktat, wieder mal alleine, dann kommen noch zwei weitere an. Wir hecheln einerseits durch die Vokabeln und besprechen die Hausaufgaben nicht, um dann in den letzten paar Minuten wenigstens noch den Text zu Ende zu lesen. Andererseits macht die Lehrerin heute einen recht entspannten Eindruck, und da der Text eine Liebesgeschichte ist nimmt auch sie die Gelegenheit wahr, um über Heiratsanträge, Verlobung und Hochzeit zu sprechen. Einen Freund hat sie, aber der hat sie noch nicht gefragt. Das „leider“ schwingt schon ziemlich laut mit. Im Konversationskurs beginnen wir auch noch eine neue Lektion. Über das Reisen. Hach, wie schön, dazu hätte ich jetzt ja eigentlich auch Lust. Und dann diskutieren wir noch über Kühlschränke. Und wie kalt es da drin ist.

 

Nachmittags wurstelt meine Mitbewohnerin in der Wohnung herum. Sie hat Melone gekauft, die sie in der beschichteten Pfanne in Stücke schneidet. Ich biete ihr mein Brettchen an, aber sie meint, das ginge auch so. Ich finde das ja echt kreativ. Sie bietet mir auch was von der Melone an, bevor sie mir erzählt, dass sie heute bereits bei ihrer Freundin übernachte, um dann morgen nach Hangzhou und darauf nach Shanghai zu reisen. Wunderbar, dann bin ich sie schon einen Tag früher als eingeplant los. Ich helfe ihr auch gern mit ihrem Koffer an der Tür.

 

Ich fahre am Nachmittag ebenfalls los, aber nur in die Stadt. Als ich vor einem Reisebüro stehenbleibe, werde ich hineingebeten. Na gut, mal schauen, was es da gibt. Ich würde ja auch noch mal einen Tag Skifahren gehen. Von der Frau hinter dem Tisch lasse ich mir die Angebote erklären, ein Tag Skifahren kostet momentan 500 Yuan, ich soll doch lieber für 1150 Yuan über Nacht in so ein Schneedorf fahren und dann auf dem Heimweg aussteigen und auf eigenen Faust noch Skifahren. Es gäbe auch einen Schnellzug zurück, voll bequem und so. Und ich soll unbedingt das Gesamtpaket nehmen. Und da fährt man dann auch mit so einen Quad auf den Berg hoch. Sie zeigt mir ein Video, mir wird schon vom Zuschauen fast schlecht, und ich soll auch am besten gleich morgen los, zum Jahreswechsel, da ist auch voll was los! Als ich das höre, habe ich schon abgeschaltet. Bloß keinen Stress! Ich bedanke mich artig, stecke einen Flyer ein und gehe weiter.

 

Ein paar hundert Meter weiter ist das nächste Reisebüro. Ich frage mal, was das Skifahren kostet. 198 Yuan. Hm, naja, morgen noch was frei? Ja, na gut, dann probiere ich das jetzt aus. Ich könnte ja auch noch ins Schneedorf… Ja, super Film, danke, bestimmt voll was los, mutmaße ich. Total was los! Ich überlege es mir. Ich bezahle. Heute Abend soll sich der Reiseleiter melden und mir die Nummer des Nummernschildes des Busses mitteilen. Alles klar. Als ich das Reisebüro verlasse, kommt die Frau herein, die mich vor ein paar Minuten in das andere gebeten hat. Alles klar...

 

Ich gehe noch einkaufen, damit ich morgen Abend versorgt bin, und nehme dann den Bus nach Hause. Eine ältere Dame rückt ganz von sich aus zur Seite, um mich hinsitzen zu lassen. Ich packe meinen Ausflugsflyer aus und lese mal das Kleingedruckte. Wird wohl noch was extra kosten, naja, was soll‘s. Sie liest mit, lacht und meint, Schneeballschlacht, das klingt super! Das mache bestimmt Spaß!

 

Als ich zu Hause ankomme, erhalte ich eine Nachricht. Der Ausflug findet doch nicht statt, das Geld gibt es morgen zurück. Erst bin ich genervt und auch etwas enttäuscht, aber so unrecht ist mir das mit der Zeit dann auch wieder nicht. Wuhan ist abgeriegelt.