22Januar
2020

Einkaufszentrum

Heute Morgen habe ich Hunger. Das kommt nicht so oft vor, könnte aber am ausgefallenen Abendessen liegen. Ich mache mir einen Nudelsnack warm. Irgendwie muss ich die ja noch loswerden, die letzten neun von zehn. Dafür sehe ich eigentlich total schwarz. So gehe ich heute nicht im Baoziladen vorbei.

 

Im Unterricht rasen wir weiter durch die Vokabeln. Und da wir ja einen schnulzigen Text lesen, gibt‘s schnulzige Inhalte und über die schnulzigen Inhalte kommen wir dann irgendwie auf Homosexualität zu sprechen. Die Lehrerin meint, früher sei das in China ja viel strenger gewesen als heute. Mit früher meint sie die Kaiserzeit. Aber unangenehm ist ihr das Thema doch ganz sichtlich. Also beenden wir es lieber ganz schnell.

 

Nach den ersten beiden Stunden gehe ich ein Stockwerk weiter nach oben zum Konversationskurs. Da trudeln auf einmal Nachrichten der anderen Lehrerin ein. Eine Karte mit vom Ausbruch des Corona-Virus betroffenen Provinzen, Infektionen und Todesfälle, Verhaltensregeln. Der Konversationskurs wird in den größeren Raum verlegt. Also wieder nach unten. Die Lehrerin geht nicht ins Kino, wegen der Ansteckungsgefahr. Die Karten kann man nicht zurückgeben.

 

Am frühen Abend fahre ich zu einem Einkaufszentrum, das ich vom Bus aus gesehen habe. Ich hoffe, dass es da was zu essen gibt, denn bei mir in der Nachbarschaft ist ja so gut wie alles bereits geschlossen. Klar, wenn die Hauptkundschaft, Studierende vom Campus nebenan, fast komplett weg ist.

 

Im Einkaufszentrum gibt es sogar C&A und H&M und allerhand andere Läden gibt es natürlich auch noch. Ich gehe in einen Buchladen. Ein Frau will mich zu den englischen Büchern schicken, ein Verkäufer will mir helfen. Ich kauf nichts, ich habe schon genug, aber Buchläden machen mir Spaß. Im Obergeschoss sind innen Grünanlagen und Terrarien angelegt und es gibt eine ganze Reihe an Restaurants. Ich bin eigentlich längst schon wieder über den Punkt und brauche ganz dringend was zu essen, kann mich aber nicht entscheiden und bekomme recht miese Laune. Letztlich gehe ich zum Uiguren, bestelle Tofu, den es nach etwas hin und her auch vegetarisch gibt, Spinatsalat und Naan. Und eine Kanne heißes Wasser. Das ist gut.

 

 

Mit dem Bus geht es heim. Ich bin fertig. Kein Sport, nur eine heiße Dusche und dann ab unter die Bettdecke.